Wo fange ich am besten an... Ah ja.


Zuerst einmal ist meine Schilddrüsenfehlfunktion mütterlicherseits vererbt. Von meinem 6. - 10. Lebensjahr bekam ich dafür Hormone. Gründe wieso dann damit aufgehört wurde, kenne ich nicht.



Juli 2010 - 12 Jahre später


Schon vor 2010 begann es, dass ich häufiger an Entzündungen oder Infektionen litt. Dann nach Ende meiner Ausbildung im Juli 2010 war ich leider erstmals 6 Monate auf Arbeitssuche. Und in dieser Zeit Dauergast bei meiner damaligen Hausärztin.

Nach diversen Tests bekam ich eine CD mit Progressiver Muskelentspannung und den Satz: "Ich weiß Ihnen nicht zu helfen und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust mehr. Machen Sie am besten einfach mehr Sport und achten Sie auf Ihre Ernährung." an den Kopf geknallt.


Als es daraufhin aber nicht besser wurde - ich muss noch erwähnen, dass ich zu diesem Zeitpunkt zusätzlich unter Dauerschwindel litt - ging ich zum Vertretungsarzt, weil meine Hausärztin im Urlaub war. Anscheind stand in meiner Akte "Depressiv mit hypochondischen Zügen aufgrund von Arbeitslosigkeit", denn ich bekam sofort eine Überweisung zum Therapeuten und ein Rezept über Antidepressiva. Schade um das schöne Geld. Hab das AD zwar nie genommen, aber leider gekauft.


Der Dauerschwindel wechselte in 24-stündige Übelkeit, die mich nichts mehr essen lies und ich innerhalb von 2 Monaten 17kg abnahm. Zudem entwickelte ich Emetophobie (irrationale Angst vor jeglicher Art des Erbrechens). Es passierte nie etwas, aber das löste zusätzlich Depressionen, Angst- und Panikattacken aus.


Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, suchte ich einen Therapeuten und war 1 1/2 Jahre in Behandlung. In diese Zeit fielen 2 berufliche Neuanfänge, eine weitere Phase der Arbeitslosigkeit, sowie Depressionen, Angst- und Panikattacken, Ein- und Durchschlafprobleme sowie weitere Übelkeit etc.
2011 suchte ich einen Gastroenterologen auf, der mir als erster wirklich das Gefühl gab, mich und meine Symptome ernst zu nehmen. Viele Ideen seinerseits später, stand eine Magenspiegelung an, weil die Dauerübelkeit einfach nicht aufhörte.

Was kaum raus? Nichts...



Mitte 2012 - Juhu, ich werde eingestellt


Ich suchte mir eine neue Hausärztin und beendete Mitte 2012 die Therapie. Mir war aber immer bewusst, dass die "psychischen" Probleme auch organische Gründe haben mussten. Neben der Übelkeit fror ich sogar im Sommer, wurde nicht braun sondern blieb sehr blass, meine Haare wurden dünner und fielen teilweise aus, zudem fühlte ich mich, als würde ich auf Wolken laufen, so eine Art Unwirklichkeitsgefühl.

Ich war nicht mehr wirklich belastbar, häufig müde, brauchte viel Schlaf und was am meisten auffiel waren die starken Wortfindungsstörungen.
Es wollte aber auch einfach nicht von alleine aufhören.

Während einer beiläufigen Suche bei Google kam mir ein Gedanke: "Mama hat eine Unterfunktion, ihre Schwester, ihr Bruder, meine Cousine auch bekannte SD-Probleme. Mensch, du hast als Kind doch auch Probleme damit gehabt, warum sollte das denn jetzt nicht wieder da sein?"
Also gleich Termin zum Blut ziehen ausgemacht und siehe da: Die Unterfunktion bestätigte sich.


Ich fing an mit 25µg L-Thyroxin - 2 Wochen später - Konnte es kaum glauben, aber mir ging es so gut wie die ganzen 2 Jahre nicht. Ich war ausgeglichener, nicht mehr hibbelig oder unruhig. Hatte kein Gefühl mehr, als würde ich auf Wolken laufen, konnte Gespräche führen ohne am Ende stumm bleiben zu müssen, weil mir die Wörter nicht mehr einfielen.

Dann ging es mir nach 3 Wochen wieder schlechter, also nochmal ab zum Bluttest und ab da Erhöhung auf 50µg, 2 Monate später auf 75µg. - Mein früheres Lebensgefühl kam und kam nicht wieder.



Ende 2013 - Die Odyssee hat ein Ende?


Schön wärs. Laut neuer Hausärztin sei ich anhand des TSH richtig eingestellt, aber meine Symptome kamen nach 3 Wochen 25µg zurück. - Dabei fällt mir noch ein, dass ich seit 2010 sehr häufig krank war. Erkältungen, Mandelentzündungen, 2013 musste ich wegen einer Antibiotikaresistenten Gebärmutter- und Eileiterentzündung operiert werden. -


Irgendwie konnte mir niemand helfen und dieses blöde Antibiotika was ich seit gut 2 Jahren ständig verschrieben bekam, sei es von der HNO oder der Gyn Seite, schlug nicht mehr an. Ich hatte nur noch Magen/Darm-Probleme, die nicht in den Griff zu bekommen waren. Selbst da wusste mir niemand zu helfen.



2014 - Auf ein neues beim Facharzt


Irgendjemand muss doch Ahnung haben. Die Recherche bei Herrn Google ergab, dass ein Endokrinologe für die Schilddrüse ein guter Anpsrechpartner sei. Na dann auf zum Telefon. Das witzige war, mein damaliger Gastroenterologe, bei dem ich zum magenspiegeln war, war auch zusätzlich Endokrinologe. Perfekt!

Übweisung war kein Problem.
Aber Moment! Was steht denn da bei Diagnose/Verdachtsdiagnose?
Verdacht auf Hashimoto Thyreoidits

O.o? Was soll das denn sein? Das hab ich ja noch nie gehört. Naja, vielleicht haben die Symptome endlich einen Namen - Hashimoto Thyreoiditis.


Meine Mutter hatte mir zuvor gesagt, dass in meiner Familie einige an dem "Leaky Gut Syndrom" litten und ich solle mich sicherheitshalber auch einmal testen lassen. Passt ja, wenn ich eh bei nem Endo bin der auch noch Gastro ist.
Naja was soll ich sagen, das LG-Syndrom wurde mit dem Satz "Davon hab ich noch nie gehört, das gibt es nicht!" abgeschmettert. Aber wenigstens widmete er sich meiner Schilddrüse. Nach Bluttest und Ultraschall hieß es: Schilddrüse sei etwas klein, die Antikörper etwas erhöht.

- "Sie haben Hashimoto, aber in einer sehr geringen Form!" -


Oha! Die Vermutung war da.

Ich: "Was bedeutet das denn jetzt für mich?"
Arzt: "Nichts, nehmen Sie einfach Ihr LT so weiter!"
Ich: "Aber mir geht es nicht gut, dass muss doch einen Grund haben?"
Arzt: "Na gut, dann versuchen Sie mal 2 Wochen 100er LT statt 75 zu nehmen."


War ne schlechte Idee. Mir ging es schon nach ein paar Tagen schlimmer als sonst. Von Erstverschlechterung hatte ich bis dato aber noch nichts gehört und gleich um 25 zu erhöhen war ja auch keine so gute Idee. Also nochmal Bescheid gesagt und wieder zurück auf 75.



Äh danke, ich such dann mal weiter!


In meiner Verzweiflung kam mein Freund auf die Idee einen Immunologen aufzusuchen. Auch weil ich andere vererbte Krankheiten ggf. ausschließen wollte. Also Termin gemacht, ab zum Gespräch und zur Blutabnahme.


Kam dann raus, dass Hashimoto in Form einer Entzündung im Blut zu sehen war und das ich einen Vitamin D und Zinkmangel hatte. Ich bekam Dekristol 20.000 IE verschrieben und fertig.



Eine ehemalige Kollegin, selbst von Hashi betroffen, empfahl mir ihre Spezialpraxis für Stoffwechselmedizin. Also Termin für eine Zweitmeinung. Auch in der Hoffnung, dass man mich über Hashi aufklärt.

Wieder das übliche: Bluttest und Ultraschall. Hashi bestätigt, aber nicht so schlimm ausgeprägt.

Ärztin: "Sie haben Hashi und wenn Sie sagen, es geht Ihnen gerade nicht gut, dann nehmen ab jetzt 4x die Woche 75µg und jeden Dienstag und Donnerstag 100µg. Sozusagen im Wechsel."



Neues Jahr neues Glück? - 2015


Ca. ein halbes Jahr später war ich dann nochmal bei ihr, nun dummerweise zum 4. Mal arbeitssuchend. Was direkt als Anlass für meine Symptome genommen wurde. Mittlerweile bin ich schlauer und weiß Stress jeglicher Art verschlechtert das Wohlbefinden. Sollte dann meine Wechseldosis mit 3x 100 ändern... Juhuuuu


Dank neuer Therapeutin lernte ich mit den Panikattacken umzugehen und das erste Mal seit Jahren wieder auf mich zu achten. Seit Februar beschäftige ich mich mit Hashi und lerne auch mich damit nach und nach besser kennen.


Im August ging ich zu Endo #3, die mir empfohlen wurde. Bis zur ersten Blutabnahme bei ihr stellte ich mich mit 100LT und meiner letzten Blutwerte selbst ein. Ich hatte es satt Wechseldosen zu nehmen, die nichts brachten und *tadaaaa* keine Panikattacken oder innere Unruhe mehr. Die Blutwerte passten auch endlich zu meinen Recherchen und es ging mir gut.


Bis ich auf 88 runter gehen sollte. Zudem verschrieb man mir statt L-Thyroxin Euthyrox, mit der Begründung es gäbe von Hexal keine 88er Tabletten. Aber man soll ja bei einem Hersteller bleiben, wenn man ihn verträgt. Zum Glück hatte ich noch genügend 75er und 100er von Hexal zu Hause.


Da die Endo mir empfohlen wurde, vertraute ich ihr und ja -.- ... Das war ein Fehler, denn nach ca. 4 Wochen ging es mir wieder schlechter. Ich bekam Stimmungsschwankungen, die ich noch nie zuvor so stark erlebt hatte. Stimmungwechsel aller 5-10 Minuten und dann noch so heftig von "ich will nicht mehr leben" über "ich liebe die Welt". Etwas dazwischen gab es an diesem Tag nicht und dann war auch noch die Geburtstagsfeier meines Papas...


Zum Glück war ich zuvor zur 2. Blutabnahme und mein fT3 war in die Höhe geschossen. Stand kurz vorm Ende der Referenzwerte, während der fT4 nur ein wenig gestiegen war. Da wusste ich, das die Dosis zu erniedrigen nicht gut war.


Auch der neuen Endo gefielen meine Werte mit 100 und auch jetzt mit 88 nicht und ich sollte auf 75 gehen. Ok, sie scheint es ja zu wissen... Erst später erfuhr ich, dass sie nur nach meinem TSH-Wert ging... *Na klasse*



Ärztin: "Ihr TSH liegt immer noch bei 0,6. Das ist gar nicht gut, denn so sind sie in einer leichten Überfunktion und das führt auf Dauer zu Osteoporose und Herzerkrankungen. Glauben Sie mir, ich habe darüber vor über 20 Jahren meine Doktorarbeit geschrieben." - Vor über 20 Jahren widerlegt!


Nun muss ich den nächsten Bluttest abwarten um mich dann wieder selbst einzustellen.


Nachtrag:
Ich hatte jetzt per Zufall nochmal meine Unterlagen in der Hand und dabei fiel mir auf, dass ich 2013 in einer Radiologie war. Anhand der Blutwerte waren die Antikörper schon stark erhöht, was für Hashimoto spricht. Aber obwohl Ultraschall gemacht wurde, hat man mich nie darauf hingewiesen. Erst als ich selbst 2014 zum Endokrinologen wollte, kam das raus....